Deutsche Schriftsteller in Georgien

Eine besondere Stelle in georgisch-deutschen Beziehungen hat der deutsche Schriftsteller und Publizist Artur Leist, der 1852 in Breslau geboren ist. A. Leist beherrschte viele Sprachen und war ein erfolgreicher Publizist. Er interessierte sich für das georgische Volk und seine Geschichte. 1881 hat A. Leist während seiner Reise nach Italien den deutschen Schriftsteller F. Bodenstedt kennengelernt, der großer Verehrer des georgischen Volkes und seiner Geschichte war. Nach seinem Rat hat sich Artur Leist schließlich entschieden, Georgisch zu lernen. Gerade aus diesem Grund hat sich A. Leist an N. Nikoladse, D. Eristawi, A. Tsereteli gewandt. Artur Leist interessierte sich für georgische Lebensweise und Literatur. Er versuchte möglichst viele Berührungspunkte in diesem Bereich zu finden. Zu diesem Zweck hat er Akaki Tsereteli um Hilfe gebeten. Das Ergebnis dieser Beziehungen war die Publikation des Briefes von A. Leist „Vergessene Literatur“ (1883) in der deutschen Presse. 1884 hat Artur Leist zum ersten Mal Georgien auf Einladung von I. Tschawtschawadse besucht. Nach diesem Besuch folgte der Buchdruck in Leipzig „Georgien, Natur, Sitten und Bräuche und Bevölkerung“.


Arthur Leist


1885 ist A. Leist zum zweiten Mal nach Georgien gekommen. Mit Hilfe von I. Tschawtschawadse, I. Matschabeli, A. Tsereteli und D. Eristawi hat er das Werk „Der Recke im Tigerfell“ ins Deutsche übersetzt. Das war die erste Übersetzung in eine europäische Sprache. Er hat auch eine Anthologie der georgischen Dichtung übersetzt. 1892 ist Artur Leist schließlich nach Tiflis umgezogen. Da hat er eine Tiflisserin deutscher Abstammung Maria Beitlinger geheiratet. A. Leist hat folgende bedeutende Werke: „Das georgische Volk“, „Georgische Dichter“, „Georgien“.
1906 hat der reiche Unternehmer Karl von Kutschenbach die deutsche Zeitung „Kaukasische Post“ in Tiflis gegründet, und A. Leist wurde zum Hauptredakteur dieser Zeitung ernannt. Ab 1908 war Artur Leist Inhaber und Redakteur der Zeitung.


1918 wurde er in die neugegründete Universität Tiflis als Lektor der deutschen Sprache eingeladen. A. Leist ist 1927 gestorben und war im Didube Pantheon Tbilissi begraben.
Im Laufe von neun Jahren wohnte in Georgien Bertha von Suttner (1843-1914), die erste (1905) unter den Frauen Nobelpreisträgerin des Friedens, die hervorragende österreichische Schriftstellerin und Pazifistin. Sie und ihr Mann Arthur von Suttner waren von der Familie Dadiani nach Georgien eingeladen. Sie wohnten in Sugdidi, Kutaisi und Tiflis. Sie lebten vom Sprach- und Musikunterricht. Der bekannteste Roman von Bertha von Suttner ist „Die Waffen Nieder“ (1899).


Bertha von Suttner

 


Bertha von Suttner – Briefmarke


Gleichzeitig war sie eine hervorragende und angesehene Person in der internationalen pazifistischen Bewegung. Im Laufe des ganzen Lebens war sie mit Alfred Nobel befreundet und arbeitete mit ihm zusammen.
Das Mitglied der Assoziation „Einung“ Frau Diana Kessner hat in Kanada, wo sie zur Zeit wohnt, eine interessante Trilogie „Die Tiflisser Saga“ auf Russisch geschrieben und veröffentlicht. Die Handlung dieses Werks fängt in den 60-er Jahren des 19. Jahrhunderts an und hört zusammen mit dem Ende der „Persönlichkeitskult“ auf.


Diana Kessner


Diese Bücher gehören zur Memorienliteratur und sind als Drehbuch beabsichtigt. Im Zentrum des Sujets ihrer drei Bücher sind Vertreter von 3 Generationen der Familie ihres Großvaters Franz Kessner. Franz Kessner war Pianist, Professor der Berliner Musikakademie. 1881 ist er nach einem Gastspiel in Tiflis geblieben und hat hier geheiratet.
Das erste Buch dieser Trilogie ist “Die Menschen aus der Vergangenheit”. Dort wird die tiflisser Gesellschaft im Zeitraum von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg beschrieben. Neben den Vertretern der regierenden Klasse, wie Statthalter und hervorragende georgische Adlige, sind im Buch bekannte Personen dargestellt wie Alexander Duma, der zu jener Zeit durch den Kaukasus reiste; Peter Tschaikowski, der in Tiflis zu Besuch war; Fyodor Schaljapin, der seine musikalische Laufbahn gerade in Tiflis begonnen hat und ein gutes Verhältnis zu der Familie Kessner hatte. Noch ein Teil dieses Buches ist „Die deutsche Spur in Georgien“. Es wird im Buch eine besondere Beachtung der tiflisser Musikgesellschaft geschenkt. Deshalb wurde eine von Präsentationen dieses Buches im Museum des Tbilisser Staatlichen W. Sarajischwili Konservatoriums veranstaltet. In diesem Werk handeln hauptsächlich historische Personen, trotzdem kann man dieses Buch als historische Forschung oder Dokument nicht betrachten. Die Autorin selbst weist daruf hin, daß es hier in bestimmter Dosis Phantasie gibt. Frau Diana Kessner weist auch darauf hin, daß es in dieser Erzählung solche Angaben gibt, die man in der offiziellen Geschichte nicht findet.
Das zweite Buch dieser Trilogie „Dieses alte, alte Tiflis“ beschreibt die Zeit vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Dieser Zeitraum fällt mit den Kindheitsjahren der Autorin zusammen, die sehr gut im farbenreichen Hintergrund des dargestellten Lebens vom alten Tiflis geschildert sind. In diesem Teil treffen wir eine Musikgesellschaft, meisterlich dargestellte bekannte Figuren des alten Tiflis – Kinto, Altwarenhändler, wandernde Sänger, Zigäunerinnen-Wahrsagerinnen, die für die ältere Generation so bekannt sind. Hier wird das echte Leben des tiflisser Hofes mit seinen guten Seiten und den Leidenschaften beschrieben.
Das interessanteste Buch ist das Dritte – „Die Wege des Lebens“. Dort beschreibt Diana Kessner das schwierige Schicksal der Deutschen Georgiens während des Zweiten Weltkrieges und nach dem Krieg, bis sowjetische Repressionen mit ihrer Grausamkeit durchgeführt wurden: die Deportierung nach Kasachstan und das Leben unter furchtbaren Bedingungen mit Augen zuerst eines Kindes und dann schon mit Augen einer jungen Frau. Es ist interessant, dass Vertreter der polnischen Aristokratie und Intelligenz, die auch am Anfang der sowjetischen Okkupation verschleppt worden waren und in derselben Siedlung zusammen mit den deportierten Deutschen gewohnt hatten, hatten zu den Deutschen gutes Verhältnis. Dort sind solche Tatsachen beschrieben, die für Historiker vielleicht interessant wären. Ein Ausschnitt aus diesem Buch gibt es im Teil dieser Website, der der Deportation gewidmet ist.
Die Familie Kessner hat etappenweise, eigentlich illegal nach Alma-Ata und dann nach Tbilissi fahren können. In Tbilissi fing Diana Kessner an, an der Theaterhochschule zu studieren, mit ihr zusammen studierten solche zukünftige Sterne der georgischen Bühne, wie Ramas Tchchikwadse, Leila Abaschidse, Guram Sagaradse und die anderen. Sie hatten hervorragende Lehrer: Dodo Aleksidse und Micheil Tumanischwili. Ihr Studium war wegen ihrer Verhaftung unterbrochen. Das Leben des Gefängnises und seiner „Einwohner“ war furchtbar. Das Buch ist in lebendiger literarischer Sprache und mit Humor geschrieben.
Frau Kessner hat auch das Buch „Liebeserklärung“ veröffentlicht, das sie den Studenten und Lehrern ihrer Studiumzeit an der Theaterhochschule gewidmet hat. Ihr Roman „Der südliche Flughafen“ ist auch interessant. Da wird ihre Arbeit als Leiterin des Kulturclubs des Tbilisser Flughafens dargestellt. Die Werke von Diana Kessner sind auch deshalb interessant, weil hier die georgische Gesellschaft mit Augen einer Frau geschildert wird, die in Tiflis aufgewachsen ist, aber die deutscher Herkunft ist.